Hochschulpolitik: Vertrauen bei all den Lügen?

TU-Rektorin Sabine Seidler nennt die überlaufenen Studien: Informatik und Maschinenbau (Foto: TU Wien)

Im vorletzten Teil meiner Bildungsserie soll es um die höchste Stufe im Bildungssystem gehen: Die Hochschulen und Universitäten. Die Probleme sind ja allgemein bekannt: Viele Fächer an den Unis sind überlaufen, die Finanzierung ist löchrig und die Studienbedingungen unzumutbar.

Was sind die Antworten des ÖVP-geführten Wissenschaftsministeriums? Einerseits will die ÖVP Studiengebühren einführen. Warum diese nicht zur Schließung der Finanzierungslücke beitragen können, habe ich schon vor einiger Zeit ausführlich dargelegt. In aller Kürze: Entweder die Studiengebühren betragen maximal einige hundert Euro pro Semester, dann sind sie nichts als ein Tropfen auf den heißen Stein. Wenn die Höhe aber so festgelegt wird, dass sie einen nennenswerten Finanzierungsbeitrag leisten, so müssen auf der anderen Seite die Stipendien massiv erhöht werden, will man, dass die Absolventenzahlen nicht drastisch einbrechen. So geben zwar zunächst die Studenten, doch letztlich muss doch der Staat den Großteil der Finanzierung tragen.

Doch die Studenten sollen sich ja nicht über unzumutbare Studienbedingungen beschweren. Sie sind ja selbst schuld, drängen sie doch alle in die beliebten Massenfächer, wo die Jobaussichten später ohnehin nicht so rosig sind. Deshalb wollte die damalige Wissenschaftsministerin Beatrix Karl für die MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) werben.

Dumm nur, dass die Studienbedingungen ausgerechnet in Informatik und Maschinenbau, also jenen Fächern, die die jungen Leute laut Karl studieren sollen, und die auch hervorragende Job-Aussichten haben, fast genauso unzumutbar sind wie in Jus, Publizistik oder Psychologie, wie die neue Rektorin der TU Wien, Sabine Seidler erst letzte Woche in einem Interview unumwunden feststellte.

Die Matura ist die Berechtigung, an einer Hochschule studieren zu dürfen. Doch in Wahrheit gibt es gar nicht genügend Studienplätze für alle studierwilligen Maturanten. Das ist nicht nur ein Verteilungsproblem. Das Wissenschaftsministerium schaut zu und diskutiert solche Nebensächlichkeiten wie Studiengebühren, Studieneingangsphasen usw.

Ich kann also nicht darauf vertrauen, dass dieser Staat genügend Ressourcen zur Verfügung stellt, damit meine Kinder das studieren können, was am Arbeitsmarkt gefragt ist und ihren Begabungen entspricht.

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